Einzige Meisterin in ihrem Gewerk

Celina Wlecke aus Bohmte absolvierte als einzige Frau seit 2017 ihre Prüfung zur Maurer- und Betonbaumeisterin
T. Wlecke

Einzige Meisterin in ihrem Gewerk 

Celina Wlecke aus Bohmte absolvierte als einzige Frau seit 2017 ihre Prüfung zur Maurer- und Betonbaumeisterin 

Sie ist selbstbewusst, sportlich und packt an. Wer ihren Beruf erraten will, liegt immer daneben. Immer. Celina Wlecke ist Maurerund Betonbaumeisterin. Die einzige in ihrem Gewerk seit Jahen. 2019 bestand sie ihre Prüfung vor der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Jetzt wurde ihr der große Meisterbrief von Kammerpräsident Reiner Möhle auf der Bühne der OsnabrückHalle anlässlich der großen Meisterfeier überreicht.

„Ich war aber immer die einzige, wirklich bei allem. In der Berufsschule, auf den Lehrgängen und schließlich auch im Meisterkurs“, so Celina Wlecke rückblickend. Sie hatte unter anderem zunächst überlegt, Physiotherapeutin zu werden. Als sie sich noch nicht sicher war, sagte ihr Vater Torsten aus Spaß: „Du kannst ja auch Maurerin werden und einmal den Betrieb übernehmen.“ Ihrem Vater gehört ein Bauunternehmen in Hunteburg, ihre Mutter ist Bauzeichnerin und hat ebenfalls eine eigene Firma. Die Tochter probierte es. Sie ging zunächst ein paar Tage mit auf den Bau. Ihr Urteil: Es gefiel ihr, sie entschied sich für die Ausbildung. Ihr Vater hat sie trotzdem noch gewarnt: „Das ist harte körperliche Arbeit, du musst dir wirklich sicher sein.“ Doch sie war sich sicher. Ihre Freunde waren über die Entscheidung amüsiert. „Sie waren allerdings auch gespannt, ob ich das wirklich durchziehe.“ Hat sie. Bis zum Meisterbrief. Die Anerkennung ist ihr sicher und die Eltern sind stolz auf ihre Tochter, die es in der männerdominierten Baubranche geschafft hat.

„Man muss Sprüche einstecken und austeilen können, ein bisschen kontern.“ Ihr „stumpfer Humor“ habe ihr dabei geholfen. „Belächelt zu werden, prallt von mir ab“, erklärt die Maurermeisterin und Tochter des Chefs in dessen Betrieb sie den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvierte. Mit diesen gleich zwei Besonderheiten habe sie dort schon unter Beobachtung gestanden, sagt Wlecke. Doch sie musste das Gleiche leisten wie jeder andere Mitarbeiter: zum Beispiel Stützen und große Steine schleppen oder Gerüste aufbauen. Besonders im Winter sei es hart auf dem Bau, erzählt die 21-Jährige. „Es ist einfach total kalt – und ich friere sofort“, erklärt sie schmunzelnd. Zweifel an ihrer Berufswahl hatte sie jedoch nie. Sie überlegte zwar einmal, Architektin zu werden, fand es aber wichtiger, von der Praxis Ahnung zu haben. Sie glaubt, dass Frauen mit handwerklicher Ausbildung auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. „Weil sie wirklich fehlen.“ Ihre Ausbildung verkürzte sie von drei auf 2,5 Jahre, danach arbeitete sie weiter im Betrieb ihres Vaters. Im vergangenen Jahr machte Wlecke den Meister auch, um selber ausbilden zu können. „Schließlich soll ich den Betrieb in ein paar Jahren übernehmen“, so die junge Frau, die mit ihrer Entscheidung vor allem auch die Eltern glücklich gemacht hat. „Ich bin außerordentlich stolz auf meine Tochter, die in dem absolut würdigen Rahmen der großen Meisterfeier in der OsnabrückHalle ihren Meisterbrief überreicht bekommen hat, was uns sehr bewegt hat“, erklärt Torsten Wlecke.

Mit Material von Vincent Buss: Hunteburger Maurermeisterin: Wie es ist, immer die einzige Frau zu sein, NOZ, 01.03.2020