HWK-Präsident zu Digitalisierung, Verkehr und Hartz-IV

Vollversammlung

HWK-Präsident zu Digitalisierung, Verkehr und Hartz-IV

Konjunkturelle Lage gut

Trotz bester Zahlen bleibt die Handwerksammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (HWK) nüchtern, wie auf der Herbst-Vollversammlung deutlich wurde. Verkehr, Digitalisierung und die Suche nach geeignetem Nachwuchs waren unter anderem Thema.

„Eine bessere Zeit, um als Präsident anzufangen, gibt es nicht“, sagte Reiner Möhle. Seit Juni ist er der neue Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. In seinem Bericht bei der Vollversammlung der Mitgliedsbetriebe beurteilten 94 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk ihre Lage als sehr gut, die Arbeitslosigkeit liege bei zwei Prozent.

11.000 Handwerksbetriebe, 100.000 Beschäftigte

Die knapp 11.000 Betriebe mit ihren rund 100.000 Beschäftigten machten ein Zehntel der Handwerksunternehmen im Land aus. „Von diesen zehn Prozent erwirtschaften wir ein Viertel des Umsatzes in Niedersachsen. Im Schnitt macht jeder dieser Betriebe das Zweieinhalbfache des landesweiten Durchschnitts“, sagte Möhle.

Ohne Bemühungen kein Arbeitslosengeld

Auch wenn man in diesem Jahr die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge habe steigern können ( plus 8,4 Prozent), bleibe es weiterhin problematisch Facharbeiter zu finden und Nachwuchs zu bekommen. Möhle konstatierte, dass die Handwerksbetriebe mehr Gymnasiasten akquirieren müssten. Im Kontakt stehe man dazu bereits mit der Universität und der Hochschule. Einen intensiveren Dialog brauche es zudem mit Eltern und Lehrern.

Der HWK-Präsident nahm auch Stellung zur aktuellen Hartz-IV-Debatte. „Fördern und Fordern war zentraler Bestandteil der Reformen. Ohne Bemühung, eine Arbeit zu finden, weiterhin Arbeitslosengeld zu beziehen, das kann nicht richtig sein.“

Verkehrsfluss mangelhaft

HWK-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt präsentierte den Delegierten die Ergebnisse einer Online-Umfrage, wie Mitgliedsbetriebe die Verkehrssituation in Osnabrück einschätzen. Das Ergebnis: 75 Prozent der befragten Betriebe bewerten den aktuellen Verkehrsfluss durch Osnabrück als schlecht. Die Hälfte vergaben die Note mangelhaft, jeder Fünfte bewertete die Situation als ungenügend.

Deutlich sei bei der Umfrage auch geworden, dass die angespannte Verkehrslage sehr häufig die Arbeitsabläufe gestört habe, wie gut zwei Drittel der Unternehmen angaben. Ruschhaupt nannte Verbesserungsvorschläge wie etwa effizientere Ampelschaltung auf Ein- und Ausfahrstraßen, besseres Baustellenmanagement und nicht zuletzt den Bau der A33-Nord zur Entlastung des Walls.

Digitalisierung optimieren

Gleichwohl nahm Ruschhaupt auch die Arbeitgeber in die Pflicht. „Generell muss die Digitalisierung intensiver zur Optimierung von Beschaffungsprozessen, einer intelligenten Auftragsabwicklung inklusive Routenmanagement oder einem Carpooling für pendelnde Beschäftigte genutzt werden.“

Ausgeglichener Haushalt

Als Hauptgeschäftsführer präsentierte Ruschhaupt zudem den aktuellen Wirtschaftsplan. Aufwendungen von rund 17,1 Millionen Euro standen Erträge von fast 17,3 Millionen Euro gegenüber. Gut 13,6 Millionen Euro resultieren auf der Einnahmeseite davon aus Beiträgen und Gebühren. Das Plus von gut 200.000 Euro reduziere sich nach Zinsaufwendungen auf gut 87.000 Euro, so Ruschhaupt.

Aus dem Rücklagenbestand von derzeit 3,6 Millionen Euro wolle man in den nächsten Jahren Eigenanteile für Investitionen entnehmen. „Gerade am Standort Osnabrück werden wir uns mit Gebäuden und in der Ausstattung deutlich vergrößern“, kündigte Ruschhaupt an.

 

Stefan Buchholz: Neuer HWK-Präsident zu Digitalisierung, Verkehr und Hartz-IV, NOZ, 01.12.2018