Kammern: Fachkräftemangel das Konjunkturrisiko Nr. 1

Fachkräftemangel ist aus Sicht der Wirtschaft das Konjunkturrisiko Nummer eins. Mehr als jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) in Niedersachsen sieht das so. Der Wert ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, so die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN).

Regional ist die Entwicklung ähnlich, wie die Handwerkskammer (HWK) und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland- Grafschaft Bentheim am Dienstag berichteten. Nur über eine Stärkung der dualen Ausbildung könne Deutschland dem Mangel begegnen; dazu gehöre an erster Stelle eine bessere Lehrerversorgung an den berufsbildenden Schulen, forderten IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf und HWK-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl. Die Kammern auf Landes- und regionaler Ebene plädieren zudem dafür, mehr Gymnasiasten für eine duale Ausbildung zu gewinnen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern.

Die konjunkturelle Lage der regionalen Betriebe ist gut, die weiteren Aussichten sind es auch, so Graf bei der Erläuterung der IHK-Konjunkturumfrage für das dritte Quartal. Der Konjunkturklimaindex der Kammer, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, liegt nach seinen Angaben bei 127 Punkten und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 114 Punkten. 46 Prozent (Vorquartal 51 Prozent) der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut.

Auch das regionale Handwerk bewegt sich laut Ruschhaupt weiter auf Rekordniveau. Der Konjunkturklimaindex der HWK liegt stabil bei 129 Punkten. 92 Prozent der Unternehmen verzeichneten im dritten Quartal eine verbesserte oder gleichbleibend gute Auftragslage. 54 Prozent melden offene Stellen.

Die Zahl der Beschäftigten wird nach einer Prognose der IHK weiter steigen. Im Bereich der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim beschäftigt die Privatwirtschaft der Kammer zufolge aktuell knapp 290.000 Menschen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2018 ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von knapp vier Prozent oder 11.000 Stellen möglich, so die Vorhersage. Fachkräftemangel könnte das Wachstum aber bremsen, warnen die Experten.

Auch die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) fordert vor diesem Hintergrund mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung. IKHN-Präsident Christian Hinsch drängt zudem auf den Ausbau von Daten- und Stromnetzen. Er fordert, es müsse jetzt schnell eine Landesregierung gebildet werden, „die die Schlüsselthemen der Zukunft angeht“.

Im gleichen Sinn äußerte sich auch der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall. Ihr Präsident Volker Schmidt warnte, Unternehmen könnten gezwungen werden, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern oder gar Standorte zu schließen, wenn sie ihre freien Stellen nicht mit Fachkräften besetzen können.

Regionale Wirtschaft, „Kammern: Fachkräftemangel das Konjunkturrisiko Nr. 1“ von Uwe Westdörp, 17.10.2017, https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/966514/kammern-fachkraeftemangel-das-konjunkturrisiko-nr-1#comments-jump-to