Handwerk erwartet Auftrags- und Umsatzrückgang Regionale Konjunktur immer tiefer im Keller

IHK und HWK legen gemeinsame Konjunktureinschätzung vor.

IHK und HWK präsentieren Ergebnisse der Konjunkturumfrage: Industrie, Dienstleister und Handel verlieren an Fahrt - Handwerk weiter stabil
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Die krisenhafte Zuspitzung auf den Gasmärkten belastet die Wirtschaft in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim schwer. Infolge von Lieferengpässen und Preiserhöhungen, insbesondere im Bereich Energie, verliert die Konjunktur aktuell deutlich an Fahrt. Das sind die Kernergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage, die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim nun gemeinsam vorgestellt haben.

„Die konjunkturelle Stimmung im Handwerk hat sich deutlich eingetrübt. Insbesondere die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den Winter-Monaten werden von den Betrieben pessimistisch eingeschätzt und auch die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich verschlechtert“, kommentiert HWK-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt die Ergebnisse. Demzufolge geht mehr als jeder zweite Handwerksbetrieb von einem Auftragsrückgang aus und 44 Prozent der Betriebe kalkulieren mit einem Umsatzrückgang.

Von ähnlichen Ergebnissen im Handel, in der Industrie sowie bei den Dienstleistern berichtet IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf: „Bei den allermeisten Unternehmen ist die Stimmung tief im Keller. Die Energiekrise und hohe Inflationsraten bedeuten heftigen Gegenwind. Alle Zeichen stehen auf Rezession“, so Graf. Die enormen Steigerungen bei den Energiepreisen führen zu Kaufkraftverlusten in der Bevölkerung. Gleichzeitig drohen sie, in vielen Unternehmen die Produktion unrentabel zu machen.
Während sich die Konjunktur bereits zu Jahresbeginn insbesondere bei den Industrie- und Logistikunternehmen eingetrübt hatte, sind nun auch das Gastgewerbe sowie der Einzelhandel zurück im Krisenmodus. Auch bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern sowie in der Bauwirtschaft mehrten sich inzwischen die Krisenzeichen. „Die Reichweite des Auftragsbestandes ist zwar noch vergleichsweise hoch – allerdings dürfte der Auftragsüberhang, der sich während der Aufholphase nach Corona aufgebaut hatte, nun rasch aufgebraucht sein“, so Graf.

Im Vergleich der Handwerksgruppen sind die Prognosen für die nächsten Monate vor allem im KFZ-Handwerk und im Lebensmittelhandwerk deutlich eingetrübt. „Viele Betriebe erwarten, dass sich der bereits beobachtbare Trend zu Kaufzurückhaltung und Auftragsstornierungen in den Wintermonaten verstärken wird“, so Ruschhaupt. Ein großes Problem für viele Handwerksbetriebe sei, dass es nur wenigen gelinge, die gestiegenen Beschaffungspreise für Energie, Kraftstoff, Material und Rohstoffe auch an Kunden weiterzugeben.

Während die meisten konjunkturellen Indikatoren nach unten zeigen, befindet sich die Nachfrage nach Arbeitskräften den Erhebungen der Kammern zufolge weiter auf hohem Niveau. In der Folge sei trotz der wirtschaftlichen Krise weiterhin auch der Fach- und Arbeitskräftemangel ein Problem für viele Unternehmen.

Angesichts der aktuellen herausfordernden Lage fordern IHK und HWK politische Entschlossenheit. „Der von der Bundesregierung beschlossene Abwehrschirm muss jetzt schnell konkretisiert und umgesetzt werden“, so Ruschhaupt. Ziel müsse es sein, Energieversorgungssicherheit zu bezahlbaren und international konkurrenzfähigen Preisen sicherzustellen. Hierzu sollte unter anderem die Stromsteuer auf das EU-weit zulässige Minimum gesenkt und der Gaseinkauf gebündelt werden.
„Viele Betriebe sind aktuell an der Grenze ihrer Belastungsfähigkeit angekommen. Unsere IHK-Vollversammlung hat sich im Oktober für zehn Sofortmaßnahmen gegen die Energiekrise ausgesprochen. Einige der Maßnahmen, wie etwa die Preisbremse oder die Abschaffung der Gasumlage, wurden mittlerweile von der Politik umgesetzt. Andere Maßnahmen, wie etwa die Einführung eines Gasauktionsmodells oder die Nutzung heimischer Ressourcen z.B. durch Fracking, stehen dagegen noch auf rot“, ergänzt Graf. Zudem solle die Politik vermeiden, die Betriebe in dieser kritischen Phase mit neuen gesetzlichen Vorgaben wie etwa dem Lieferkettengesetz zu belasten. „Der Mittelstand braucht jetzt ein Belastungsmoratorium, das diesen Namen verdient.“