Fachkräftemangel bremst Umbau der technischen Infrastruktur Zeitnahe Umsetzung der Einsparverordnungen fraglich

Energieeinsparverordnungen im angegeben Zeitrahmen kaum umsetzbar. Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikhandwerk stellt klar: Können nicht alles in verpflichtenden Fristen umsetzen.

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Das Handwerk hat lange vor dieser Situation gewarnt – jetzt ist sie da: Es gibt schlicht zu wenige Fachkräfte und Betriebe, die die Energieeinsparverordnungen der Bundesregierung auf lokaler und regionaler Ebene zeitnah in den geforderten Fristen umsetzen können. „Unsere Betriebe hatten schon vor der Gaskrise sprichwörtlich alle Hände voll zu tun, daher sehe ich die zeitliche Umsetzung der Verordnungen skeptisch“, erklärt Kammerpräsident Reiner Möhle, selbst Inhaber eines Osnabrücker Sanitär-, Heizungs- und Klimabetriebs. Seine Befürchtungen fußen auf folgenden Erkenntnissen: Das gegenwärtig vermehrte Auftragsvolumen aufgrund des vermehrten Modernisierung bezüglich des Klimawandels im öffentlichen und privaten Sektor, die knappe Verfügbarkeit von Materialien, insbesondere komplexer Heizungssysteme und deren Einzelteilen und der damit verbundenen immensen Preisentwicklung bremsen die notwendige Geschwindigkeit, die es bräuchte. Ebenso bedarf es z.B. der Berechnung eines hydraulischen Abgleichs, aber das Fachpersonal hierfür ist nur bedingt in der erforderlichen Größenordnung verfügbar.

Kai Schaupmann, Obermeister der Osnabrücker Sanitär-, Heizungs- und Klimainnung: „Es klaffen politische Vorgaben und die infrastrukturelle Realität auseinander.“ Laut Schaupmann wird es in  letzter Instanz an der Verfügbarkeit von Bauteilen scheitern um die geforderte Geschwindigkeit zu erreichen. Allein im Kammerbezirk sind zigtausende Thermostatventile innerhalb der politisch gesetzten Fristen zu tauschen, um den geforderten hydraulischen Abgleich zu ermöglichen. Abgesehen von den weiteren Maßnahmen, die das Kabinett beschlossen hat. Eine wirkliche Verbesserung der Lieferbedingungen und -logistik ist zumindest kurz- und mittelfristig nicht in Sicht, denn „alle stürzen sich jetzt auf wenig vorhandenes technisches Material.“ Schaupmann: „Diese Engpässe waren schon vor dem Ukrainekrieg vorhanden und jetzt wird die Beschaffungssituation nochmals dramatisch verschärft und wird den Markt zumindest in den nächsten zwei Jahren verknappen.“ Daher seien die definierten Fristen der Verordnungen für 2023 und 2024 sehr knapp bemessen und fragwürdig einzuhalten. Für Kammerpräsident Möhle zeigt sich an der derzeitigen Situation, dass die Politik jetzt unbedingt dazu aufgerufen ist, die duale handwerkliche Ausbildung mehr in den Fokus zu nehmen: „Wir brauchen für die duale Berufsausbildung eine völlig veränderte Bildungsförderstruktur, von der bislang hauptsächlich Universitäten und Fachhochschulen profitierten und nicht unsere handwerklichen Bildungszentren. Wir brauchen die Wertschätzung und Anerkennung des Handwerks in der gesamten Gesellschaft als äußerst relevanten und enorm effektiven Sektor für den Aus- und Umbau sowie die Modernisierung unserer kompletten Infrastruktur. Und damit einhergehend brauchen wir die politische und gesellschaftliche Wertschätzung des Handwerks als Grundlage dafür, dass junge Menschen vermehrt eine Ausbildung und Karriere im Handwerk anstreben und wir dadurch die Herausforderungen der Zukunft mit modernen handwerklichen Dienstleistungen und Produkten meistern.“